Entstehung
Am 01.12.1882 erfolgte die erste Beisetzung außerhalb der Tore der Stadt Zeitz auf dem Michaelisfriedhof. Dies wurde notwendig, da zur Zeit der Industrialisierung die Kapazität des Johannesgottesackers (heutiger Goethepark) erschöpft war. Dazu kaufte die Evangelische Kirchengemeinde zwei Grundstücke für 16.000,- Mark ab. Seitdem betreibt sie ununterbrochen den Friedhof. Es entstand ein evangelisch – liberaler Begräbnisplatz. Er ist der jüngste Friedhof der Stadt Zeitz. Weitsichtig waren die Planer der Kaiserzeit, da sie die imposante Parkanlage im Stil eines Großstadtfriedhofs anlegten.
1883 erfolgte der Bau der Kapelle und einer Wohnung für den Friedhofsverwalter. Die Sandsteinpfosten am Haupteingang standen früher zwischen den Zollhäusern in der Kalkstraße.
Erweiterung
Das rasante Wachstum von Zeitz zur Industriestadt gegen Ende des 19. Jahrhunderts machte es notwendig, dass bereits im Jahr 1910 der Friedhof erweitert werden musste. Zu dieser Zeit wurde eine weitere Fläche von 3 ha erworben, die heute als Wiese, Wirtschaftshof und als russischer Ehrenfriedhof genutzt wird. Die Besattungsfläche hat eine Größe von 7,9 ha.
Die Bestattungskultur hat sich im Vergleich zu früher stark verändert. Der überwiegende Anteil an Urnenbestattungen (über 95 %) hat zu einer Reduzierung der benötigten Friedhofsflächen geführt. Zusätzlich beschleunigt die Beisetzung in großen Gemeinschaftsgräbern seit 1972 diesen Prozess. Auf den 1910 erweiterten Flächen, sind vor allem die Urnengrabfelder entstanden.
Wandstellen
Die spätklassizistische Grabkapelle der Familie Thieme und die prächtigen Wandstellen der vielen Unternehmerfamilien prägen noch heute das Bild des Friedhofes. Von den einst 180 Wandstellen werden noch 40 durch Familien gepflegt. Die an die Verwaltung des Friedhofes zurückgegebenen Wandstellen verbleiben in der Pflege und Unterhaltung des Friedhofes.
Eines der schönsten Kunstwerke des Friedhofes ist die Skulptur des nackten Jünglings in kniender Pose, der vergebens die Pforte zum Jenseits zu öffnen versucht. Es handelt sich dabei um die Wandstelle der Bauunternehmerfamilie Müller und Wolff. 2012 wurde das Denkmal aus Bronze gestohlen und nun steht eine Kopie aus mineralischen Material auf dem Grab. Auch aus gestalterischer gärtnerischer Sicht ist das Grab beachtenswert.
Persönlichkeiten
Im Jahr 2006 erarbeitete der Stadtrat eine Liste von Grabstätten Zeitzer Persönlichkeiten, die der er als besonders schützenwert erachtet.
- Albrecht, Gerhard (Zeitzer Heimatforscher)
- Arandt, Bertram (Flurnamen und Heimatforscher)
- Arnold, Theodor (langjähriger Oberbürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Zeitz)
- Beer, Alfred (Zeitzer Heimatforscher und Stadtführer)
- Daßler, Albert (Zeitzer Mundart- und Heimatdichter, Schriftsteller)
- Fröhlich, Kurt (Fabrikbesitzer, Schriftsteller und Heimatforscher)
- Jubelt, Albert Reinhold (Verleger und Gründer der Jubelt`schen Druckerei)
- Jubelt, Arthur (Verleger und Heimatforscher)
- Künstler, Erich (Ehrenbürger, Naturschützer)
- Leißling, Richard (Zeitzer Lehrer und Naturkundler)
- Merseburger, Karl Erich (Zeitzer Maler und Grafiker)
- Riebschläger, Ewald (Zeitzer Turmspringer, Europameister 1928)
- Schmiedecke, Dr. Adolf (Heimatforscher und ab 1940 Leiter Museum)
- Thieme, Friedrich August Hermann (Unternehmer und Spender Trommlerdenkmal)
- Tretrup, Eduard (Erbauer Zeitzer Drahtseilbahn)
- Walter, Gertraud Dr. (Zeitzer Heimatforscherin)
- Wilcke, Max Ferdinand Dr. (Zeitzer Vorgeschichtsforscher)
- Zorn, Karl (Künstler, Schöpfer des Zeitzer Stadtwappens)